„Welche Prinzipien des Leistungssports gelten auch für Business Teams?“
Mario Reis, mein Co-Autor des Management-Ratgebers „Erfolgsfaktor Teamarchitektur“, erzählt es trocken und sachlich. „Ich weiß gar nicht mehr exakt, wo es war, aber plötzlich wurde der Podcast spannend und ich hörte mal genauer hin, was der Typ da zu sagen hat.“ Der Typ damals war und bin ich, Stefan Kermas, Organisations-Entwickler und mittlerweile Kumpel, Geschäfts- und Sparringspartner für Mario bei allen Aspekten rund um das Thema Teamdesign und Performance-Coaching.
Da haben sich also zwei Enthusiasten gefunden, deren Karriere auf den ersten Blick gänzlich verschieden verläuft und die thematisch doch so viel verbindet. Während Mario den „klassischen“ Weg des Wirtschaftswissenschaftlers einschlug, früh in die Management-Beratung wechselte und bereits mehrere Firmen gründete, war es für mich als Volljuristen eine bis heute heterogene Reise durch die Büro- und Leistungssportwelt gleichermaßen. Als Hockeyspieler früh auch Trainerämter übernehmend, konnte ich in 20 Jahren Trainerleben u.a. zwei Olympiasiege, vier Europameister- und zahlreiche Deutsche Meister Titel sammeln.
Und genau hier beginnt Marios und meine Schnittmenge. Unsere Leidenschaft für Teams und die zeitlose Frage, was es im Detail nun benötige, um mit einer Ansammlung von Menschen wirkliche Spitzenleistungen zu erzielen und besser zu sein als der schnöde Durchschnitt. Unsere Gespräche inkl. (un-)sachlicher Diskussionsrunden drehen sich wiederholend um die relevante „Big Topics“: Führungs- und Traineridole der letzten 30 Jahre, innovative Tools und Methoden zur Performanceanalytik und natürlich die Steuerung und Skalierbarkeit in ein Team-System zu bekommen, welches aus systemischer Sicht überhaupt nicht kausal steuerbar ist.
Gänzlich alleine stehen wir mit diesen Fragen in der Literatur natürlich nicht da. Unzählige Forscher, hunderte Bücher und noch mehr Selbsterfahrungen im Teamsport drehen sich um die Kernfragen nach Zielsetzung, Kommunikation, Personalauswahl etc., um nur drei der „heißen“ Themen zu benennen.
In diesem Fall beanspruchen wir beiden Autoren im besagten Detail jedoch ein paar Genauigkeiten für uns, die uns von anderen klassischen Ratgebern unterscheiden.
Doch was dürfen Sie als Leser/-in nun von dem Buch erwarten?
Ich verwende gerne das Bild „das Beste aus zwei Welten“, wenn ich die Möglichkeit des gegenseitigen Lernens zwischen Sport- und Businesslandschaft hervorhebe. Blindes Anwenden von Best Practice kann nämlich aufgrund der Kontextverschiedenheiten nicht gelten. Gleichzeitig gibt es sehr wohl spannende Bereiche zum Abgucken und Lernen, so jedenfalls meine Überzeugung. Angefangen von der Notwendigkeit kurzfristigerer Planungszyklen, agiler Teamstrukturen sowie der Frage, ob und wie Mitarbeiter eigentlich als Protagonisten eigene Entscheidungen für den Kunden treffen sollten. Hier liegt m.E. eine der größten Visionen für die Unternehmenswelt bereit: Die Mitarbeiter so zu positionieren und trainieren (#trainyourbusiness), dass sie schnell und kompetent Verantwortung in der nächsten (Spiel-) Situation übernehmen können und wollen. Würde ein Mannschaftsmitglied vor jedem nächsten Pass zu seinem Trainer hochschauen, wäre der Ball schneller weg als er bis drei zählen kann.
Positionieren ist zudem eines der Schlagwörter für Mario. Sein Unternehmen ist auf die Analyse von Teamdaten spezialisiert und davon überzeugt, aufgrund individueller Analytik dem Bild einer idealen Teamaufstellung näher zu kommen. Im Sport spielt auch nicht jeder Spieler auf jeder Position, dort wird stärkenorientiert rekrutiert und trainiert. Im Buch beschreiben wir ausführlich, dass entsprechende Datensätze dabei helfen können, Werte, Stärken und Potentiale von Mitarbeitern so zu nutzen, dass eine optimale Passung im Miteinander erzielt wird.
Nach meinem Dafürhalten schauen viele Führungskräfte noch mit einer gewissen Naivität auf ihre Teams und fragen sich, warum eigentlich nicht das getan wird, was doch oft so logisch auf der Hand liegt und warum die finale Leistung unter derer zurückbleibt, die „eigentlich“ doch erwartet werden müsste. Ohne einen systemischen Blick auf das große Ganze, welcher das sozial-kommunikative Miteinander der Beteiligten ansatzweise erklärbar macht, wird es schwierig dauerhaft zielorientiert mit (s)einem Team zu arbeiten. Eine auf Erfolg ausgerichtete Teamdynamik ist und bleibt der entscheidende Hebel für gemeinsame Leistungen in der Zukunft.
In Summe bringen wir in unserer ersten Veröffentlichung demnach drei zukunftsweisende Blickwinkel zusammen: Erfolgsprinzipien aus dem Sport für die Business-Welt, KI-basierte Teamaufstellung und systemische Denkansätze. Das Ergebnis ist ein spannender Mix heutiger und zukünftiger Handlungsmaximen gepaart mit womöglich neuen Ideen für jede Führungskraft, die an der Weiterentwicklung seines/ ihres Teams wirkliches Interesse hat.
Mario Reis / Stefan Kermas
Erfolgsfaktor Teamarchitektur
Aufbau, Entwicklung und Führung von High Performance Teams
ISBN 978-3-648-14521-0
1. Auflage 2020
Haufe Verlag